Hunderte IT-Jobs für Nordkoreaner: US-Amerikanerin droht lange Haftstrafe

Frau aus Arizona soll Nordkoreanern zu Homeoffice-Jobs bei über 300 teils renommierten US-Firmen verholfen haben. Das habe 6,8 Millionen US-Dollar eingebracht.

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Handschellen auf Notebook-Tastatur

(Bild: ronstik/Shutterstock.com)

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Von
  • Frank Schräer

Das US-Justizministerium hat Christina Marie C. aus Arizona eines Betrugssystems angeklagt, bei dem sie nordkoreanischen IT-Mitarbeitern zu Homeoffice-Jobs bei US-amerikanischen Unternehmen verholfen hat. Dafür habe sie Identitätsdiebstahl, Urkundenfälschung und eine Laptop-Farm eingesetzt, um den Aufenthalt der Mitarbeiter in den USA vorzutäuschen.

Das habe Nordkorea bei dessen Finanzierung seiner Waffenprogramme unterstützt. Denn die 49-jährige C. habe mit ihrem Betrugssystem mindestens 6,8 Millionen US-Dollar eingenommen, das sie an Nordkoreas Abteilung für Munitionsindustrie weitergeleitet habe. Diese ist in wichtige Aspekte der Waffenprogramme des Landes involviert, einschließlich der Raketenentwicklung, schreibt die Anklage.

Teil des Betruges war die Kompromittierung von mehr als 60 in den USA lebenden Personen, deren persönliche Informationen dazu genutzt wurden, um den Nordkoreanern die IT-Stellen in über 300 Firmen zu verschaffen. Bei den Unternehmen handelt es sich laut Anklage etwa um eines der fünf großen Fernsehnetzwerke, eine hochrangige Technologiefirma im Silicon Valley, einen Flugzeug- und Rüstungshersteller, einen berühmten amerikanischen Automobilhersteller, eine High-End-Einzelhandelskette und eines der bekanntesten Medien- und Unterhaltungsunternehmen der Welt, alles Fortune-500-Unternehmen.

Zudem habe C. an einem ihrer Wohnorte eine Laptop-Farm betrieben, um den Arbeitgebern den Aufenthalt der Mitarbeiter innerhalb der USA vorzutäuschen. Durch die Nutzung von Proxy- und VPN-Verbindungen konnten die Nordkoreaner somit den Eindruck erwecken, sie würden mit US-basierten IP-Adressen arbeiten. C. habe auch die Löhne und Gehälter entgegengenommen, teilweise in ihren eigenen Bankkonten.

Die Ankläger werfen der Frau vor, sie habe dieses System bereits vor vier Jahren zusammen mit drei nordkoreanischen IT-Mitarbeitern geplant. Im März 2020 sei C. auf dem Business-Netzwerk LinkedIn kontaktiert und eingeladen worden, das "US-Gesicht" der Firma zu werden. In der zweiten Hälfte des Jahres hätten die Nordkoreaner Anleitungen und Informationen gesammelt, um ihre Landsleute zu trainieren, effektive Anschreiben und Lebensläufe zu schreiben sowie Aufenthaltsgenehmigungen zu fälschen.

Neben C. ist auch ein Ukrainer wegen ähnlicher Vergehen angeklagt. Der 27-jährige Oleksandr D. aus Kiew wird beschuldigt, über mehrere Jahre Fake-Accounts bei US-amerikanischen Jobbörsen und Geldversendern angelegt und diese an ausländische IT-Mitarbeiter verkauft zu haben, zu denen manche aus Nordkorea stammen sollen. Manche diese Personen hätten auch mit C. gearbeitet, erklärt das US-Justizministerium.

D. wurde auf Ersuchen der USA Anfang Mai in Polen verhaftet und die Vereinigten Staaten arbeiten jetzt an einer Auslieferung. C. wurde diese Woche an ihrem Wohnort in Arizona verhaftet. Dem Ukrainer drohen bis zu 67,5 Jahre Gefängnis, bei der US-Amerikanerin sind es sogar maximal 97,5 Jahre.

(fds)