Temu: EU-Verbraucherschützer gehen gegen Billig-Anbieter vor

Nachdem deutsche Verbraucherschützer gegen den Online-Marktplatz Temu aktiv wurden, regen sich nun weitere Verbände.

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Ein Mann steht vor einer verfremdeten Temu-Website

Wo ist mein Geld geblieben, könnte sich dieser Temu-Nutzer fragen.

(Bild: beuc.eu)

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Temu bekommt weiteren Ärger von Verbraucherschützern. Nachdem der Betreiber des Online-Marktplatzes gegenüber Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) eine Unterlassungserklärung abgab, werden nun 17 weitere Verbraucherschutzorganisationen in Europa in ihren jeweiligen Ländern aktiv und auch deren Dachorganisation BEUC. Diese hat sich an die EU-Kommission mit einer Beschwerde gewandt, weil Temu gegen den Digital Service Act verstoße.

Konkret kritisiert der Europäische Verbraucherverband, dass Händler, die über Temu verkaufen, nicht ausreichend nachverfolgbar seien. Dadurch sei nicht überprüfbar, ob die angebotenen Produkte dem EU-Recht entsprechen, heißt es in einer Mitteilung (PDF). Ähnlich wie der vzbv moniert das BEUC, es sei nicht transparent, vor welchem Hintergrund Temu seiner Kundschaft Produkte empfiehlt. Dark Patterns manipulierten Verbraucher dazu, mehr Geld auszugeben, als sie ursprünglich geplant hatten.

Die Verbraucherschützer in Österreich, Belgien, Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Slowakei, Spanien, Schweden und Luxemburg bringen diese Beschwerdepunkte den bei ihnen zuständigen Behörden vor.

In Deutschland hatte der vzbv im März dieses Jahres wegen der Geschäftspraktiken beziehungsweise das Unternehmen Whaleco Technology dahinter abgemahnt. Diese Woche versicherte das Unternehmen gegenüber dem vzbv, die beanstandeten Praktiken künftig zu unterlassen. Gegenüber heise online drückte ein Temu-Sprecher das so aus: "Wir legen großen Wert auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und auf die Erfahrungen der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland. Als relativer Neuling auf dem deutschen Markt suchen wir die Zusammenarbeit mit allen Marktteilnehmern und schätzen deren Anregungen."

Frank Düssler, Sprecher des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel, bezweifelt, dass Temu einlenken werde. "Wenn wir vom optimistischen Fall ausgehen und Temu tatsächlich diese manipulativen Praktiken unterlässt, dann hieße das auch, dass die Plattform auf einen Großteil des eigenen Geschäftsmodells verzichtet", sagte er laut einem MDR-Bericht. Das sei nicht der Handel mit Waren. Temu verdiene bei jedem Geschäft mit. Dabei gehe es laut Düssler darum, Aufmerksamkeit zu Geld zu machen.

Update

Eine Temu-Sprecherin sagte gegenüber heise online, ihr Unternehmen nehme die BEUC-Beschwerde sehr ernst und werde sie gründlich prüfen. "Wir wollen unseren Dialog mit den relevanten Stakeholdern fortsetzen, um den Service von Temu für Verbraucher:innen noch mehr zu verbessern. Wenn wir Bereiche mit Verbesserungspotenzial identifizieren, sind wir bestrebt, gemeinsam daran zu arbeiten und etwaige Mängel zu beheben."

(anw)