SAP und Anwender waren beste Freunde – und dann kam die Cloud

Auf ihrem Jahreskongress unterstrich die DSAG ihre Forderung, die Tür zu Innovationen für alle Kunden wieder zu öffnen. Doch für SAP heißt die Zukunft Cloud.

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(Bild: DSAG)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Achim Born

Wunderbar wandelbar – Gemeinsam neue Perspektiven schaffen: Das Motto des heute in Bremen angelaufenen Jahreskongresses der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) wirft beinahe von selbst die Frage nach dem (Binnen-)Verhältnis zwischen Anwender, Hersteller und Partnerfirmen auf. Tatsächlich zeigen die Ergebnisse einer Umfrage eine recht hohe Zufriedenheit bei allen Beteiligten mit der Zusammenarbeit. Laut der Erhebung sind 53 Prozent der befragten Unternehmen in der DACH-Region sehr zufrieden und zufrieden mit der Zusammenarbeit mit SAP. Unzufrieden und sehr unzufrieden sind lediglich 17 Prozent. Seitens der SAP-Mitarbeiter beurteilten sogar 87 Prozent ihre Zusammenarbeit mit den Kunden mit sehr zufrieden und zufrieden. Nur sechs Prozent fällen ein negatives Urteil.

Umgerechnet in Schulnoten (Bild) geben die Anwender SAP hier also eine gute Drei und der Hersteller seinen Kunden eine Zwei. DSAG-Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen betonte in seiner Eröffnungsrede allerdings, dass das Ergebnis etwas differenziert zu betrachten sei. Denn die Umfrage wurde vom 27. Juni bis 14. Juli 2023 vorgenommen – also vor der Ankündigung von SAP, bei großen Innovationen nur eine Cloud-Bereitstellung anzustreben. "Stand heute wäre hier sicher ein anderes Ergebnis zu verzeichnen", meinte Hungershausen. Unter großem Applaus der Kongressteilnehmer bekräftigte er, dass aus Sicht der DSAG die SAP mit ihrer Strategie, größere Innovationen wie Green Ledger oder KI-gestützte Prozesse ausschließlich über die Cloud anzubieten, zahlreiche treue Kunden im Regen stehen lasse.

Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit: In der Tendenz gut

(Bild: Screenshot / DSAG)

Die Anwendervertretung erkennt zwar grundsätzlich sowohl die hohe Bedeutung der Cloud für die IT als auch den Wandel der SAP in diese Richtung. Sie wünscht sich allerdings die Entscheidungsfreiheit für jedes einzelne Unternehmen, auf welchem Weg es Innovationen nutzen will. Kurzum: Die Walldorfer müssen klare Entwicklungspfade aufzuzeigen, die den Unternehmen einen reibungslosen Übergang in die Cloud und zur nächsten ERP-Generation ermöglichen, ohne getätigte Investitionen zu gefährden. "Alle Innovationen für die S/4HANA Private Cloud müssen mit identischem Leistungsumfang auch für S/4HANA On-Premises zur Verfügung gestellt werden. Eine Cloud-first-Strategie können wir verstehen, eine Cloud-only-Strategie nicht", sagte Hungershausen.

SAP-Vorstandssprecher Christian Klein zeigte in seiner anschließenden Rede durchaus Verständnis für die DSAG-Position und betonte, wie elementar der Austausch mit den Anwendern für den Softwarekonzern sei. Ebenso versprach der Manager, "keinen Kunden zurückzulassen" und weiter in On-Premises-Funktionen des ERP-Systems zu investieren. In Bezug auf strategische Innovationen machte er den Teilnehmern wenig Hoffnung auf Zugeständnisse – stattdessen warb er um Verständnis für die Herstellerpositionen.

Die drehen sich – vereinfacht formuliert – zum einen darum, die Geschäftsprozesse der heute zum Teil hoch modifizierten produktiven Systeme der Anwender – Klein sprach von über 200 SAP-Versionen – mithilfe der Cloud zu standardisieren und die deren Datenschicht zu harmonisieren. Zum anderen benötigt KI schlichtweg die Anbindung der Datenmodelle an Daten, was sich im On-Premises-Umfeld im Vergleich zur Cloud mindestens als schwierig gestaltet. Entsprechend unterschiedlich fallen Nutzung und Einsatz aus. Vor diesem Hintergrund ergibt es für Klein keinen Sinn, etwas On Premises auszuliefern, wenn Daten fehlen und damit einer schnellen Adaption der Weg versperrt bleibt.

(fo)