CD Projekt entschuldigt sich: Ukrainische Propaganda in Cyberpunk 2077 entdeckt

Seit wenigen Tagen gibt es Cyberpunk 2077 auch auf Ukrainisch. Die Version enthält mehrere Verweise auf den Krieg in der Ukraine und antirussische Inhalte.

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Die Symbole und der Umriss der Krim auf einem Grafitti im Spiel

(Bild: Cyberpunk 2077, ALLOCTAC)

Lesezeit: 3 Min.

Das polnische Spielentwicklungsstudio CD Projekt hat sich zur Veröffentlichung der ersten großen Erweiterung für seinen Blockbuster-Titel "Cyberpunk 2077" für antirussische Botschaften in der ukrainischen Version entschuldigt, die auf den Angriffskrieg Bezug nehmen. Die vor wenigen Tagen veröffentlichte Fassung enthalte "ein paar Zeilen, die einige russische Spieler" beleidigen könnten, heißt es in einem Beitrag im offiziellen Telegram-Kanal. Die Inhalte würden korrigiert und im nächsten Update ersetzt. Eingefügt wurden sie offenbar von einer Firma in der Ukraine, die für die Lokalisierung zuständig war und auch andere große Titel ins Ukrainische übersetzt hat, darunter auch Baldur's Gate 3.

Berichtet hat über die Inhalte am Montag das US-Spielemagazin Rock Paper Shotgun. Demnach gibt es in den Texten des Spiels verschiedene Anspielungen auf den Krieg. So gebe es ein fast wortgleiches Zitat des berühmten "Russisches Kriegsschiff, fick dich …!" An einer anderen Stelle soll das englische "assholes" durch einen abwertenden ukrainischen Begriff für Russen ersetzt worden sein. Wenn man eine Spielfigur im Fotomodus auf die Knie gehen lässt, heiße das in der ukrainischen Version nun "wie ein Russe". Außerdem wurde ein Graffiti entdeckt, das nur in der lokalisierten Fassung auftaucht und vor einem groben Umriss der Halbinsel Krim das Wappen der Ukraine und ein Symbol der Krimtataren zeigt. Beschwerden fanden sich auch im eigenen Forum.

Entdeckt wurden die Inhalte vor der Veröffentlichung von "Phantom Liberty", dem ersten großen DLC zu "Cyberpunk 2077". Das erscheint am heutigen Dienstag und verpasst dem Blockbuster eine umfangreiche Story-Erweiterung. Ein vor wenigen Tagen veröffentlichtes Update brachte bereits bessere Grafik, überarbeitete Spielmechaniken und neue Nebenmissionen – sowie die ukrainische Sprachversion. Verfügbar ist das Spiel damit in 19 Sprachen, darunter auch Russisch (mit lokalisiertem Ton). Für die Übersetzung war laut Medienberichten und nach eigener Aussage die ukrainische Firma SBT Localization zuständig, die ihren Sitz in Kyiv hat. Zum naheliegenden Verdacht, dass dort die Inhalte eingefügt wurden, hat sich die Firma noch nicht geäußert.

Auch wenn CD Projekt sich jetzt für das Auftauchen der antirussischen Inhalte entschuldigt, hat sich das Spielstudio früh gegen den Angriffskrieg im Nachbarland positioniert. Wenige Tage nachdem Russland im Februar 2022 in die bis dahin nicht besetzten Gebiete der Ukraine einmarschiert war, hat das Studio Verkäufe über seinen Spiele-Store GOG nach Russland und Belarus untersagt. Eigenentwicklungen wie "The Witcher 3" und "Cyberpunk 2077" werden plattformübergreifend in beiden Ländern nicht mehr angeboten. Außerdem hat das Studio humanitäre Flüchtlingshilfe mit einer Million Złoty (rund 220.000 Euro) unterstützt.

Update

Die Inhalte finden sich in der aktualisierten Fassung von "Cyberpunk 2077", die vor wenigen Tagen unter anderem in ukrainischer Sprache erschienen ist. Der dritte Absatz wurde entsprechend korrigiert.

(mho)