Portfolio Ronny Behnert – Minimalistische Fotografie

Behnerts minimalistische Fotografien sind sorgfältig komponiert. Seine Langzeitbelichtungen von Architektur und Landschaft strahlen eine meditative Ruhe aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Die Akashi-Kaikyo-Brücke in Kobe ist die zweitlängste Hängebrücke der Welt. Das Licht kurz vor Sonnenuntergang und der Farbverlauf der Wolken setzen das Bauwerk imposant in Szene., Ronny Behnert

Die Akashi-Kaikyo-Brücke in Kobe ist die zweitlängste Hängebrücke der Welt. Das Licht kurz vor Sonnenuntergang und der Farbverlauf der Wolken setzen das Bauwerk imposant in Szene.

(Bild: Ronny Behnert)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Ronny Behnert ist Spezialist im Spiel mit Licht und Zeit. Seine Aufnahmen zeigen Teile der Welt wie von der Realität abgetrennt und scheinen die Grenzen des Mediums neu auszuloten. Hier ist Fotografie mehr als das Festhalten von Augenblicken – sie wird zur Kunstform, die die Welt auf einzigartige Weise sieht und interpretiert.

c't Fotografie 3/24

Neben seinem technischen Können zeichnet sich Behnert durch sein ästhetisches Gespür aus. Seine Bilder sind sorgfältig komponiert und nutzen eine subtile, eher zurückhaltende Farbgebung. Sie lenken den Blick auf die Formen und Strukturen und laden den Betrachter ein, die feinen Details zu entdecken, die seine Aufnahmen so besonders machen.

(Bild: Ronny Behnert)

Behnert hat sich vor allem auf die Reise-,Architektur- und Landschaftsfotografie spezialisiert. Diese drei Genres bestimmen sein gesamtes künstlerisches Werk auf ganz unterschiedliche Weise. Jedes erfordert eine andere Ausrüstung, spezifische technische Fertigkeiten sowie eigene Denk- und Herangehensweisen.

Reisen ist die Voraussetzung für viele von Behnerts Bildern. Sie entstehen selten vor seiner Haustür in Berlin, sondern in ganz Deutschland, Europa und der Welt. Es ist vor allem diese große Reiselust, die ihn zum Fotografieren motiviert. Wege abseits des Bekannten, unentdeckte Orte und neue Eindrücke halten seine Neugier und seinen Blick wach. Denn in anderen Ländern findet er sowohl kulturelle Besonderheiten, ausgefallene Architektur und unverwechselbare Landschaften als auch neue fotografische Perspektiven.

Der Mont-Saint-Michel in der Normandie ist seit 1979 UNESCO-Weltkulturerbe. Die freigestellte Komposition und die glatte Spiegelung lassen den Klosterberg noch imposanter erscheinen.

(Bild: Ronny Behnert)

Behnerts Begeisterung für Architektur zeigt sich in vielen seiner Aufnahmen. Der Fotograf arbeitet die Formen und Strukturen von Gebäuden in seinen Bildern wohlüberlegt und einfühlsam heraus. Mit Langzeitbelichtungen gelingt es ihm, so berühmte Bauwerke wie den Mont-Saint-Michel oder die Brücke des 25. April in faszinierendem Licht einzufangen und in ihrer Monumentalität zu zeigen.

Auch in der Landschaftsfotografie arbeitet Behnert häufig mit langen Belichtungszeiten. Fließendes Wasser, ziehende Wolken und wechselnde Lichtstimmungen schaffen auf seinen Bildern eindrucksvolle, fast malerische Hintergründe. Auf diese Weise vermitteln seine Fotografien ein Gefühl von Zeit, die zugleich eingefroren und fließend zu sein scheint. Dieser ambivalente Eindruck zieht den Betrachter in seinen Bann und erzeugt eine magische, oft surreale Stimmung.

Der Fotograf betont, wie wichtig es für seine fotografische Arbeit ist, alles gut zu organisieren: "Vorbereitung ist alles!" Bevor Behnert zur Kamera greift, plant er seine Fototouren gründlich, sucht Orte und Motive aus und berücksichtigt die Licht- und Wetterverhältnisse vor Ort. Er erkundet die Umgebung und stellt seine Fotoausrüstung entsprechend zusammen. "Wenn alles passt, dann fange ich an, durch die Wahl von Objektiv, Blickwinkel und Perspektive das Motiv bestmöglich in meinen Ausschnitt hineinzukomponieren. Ein Schritt, der wohl genauso viel Zeit beanspruchen kann wie das Warten auf das für mich schönste Licht", erklärt er.

Diese Aufnahme des nicht mehr genutzten Leuchtturms bei Maltzien auf Rügen besticht durch die klare Spiegelung und das erstaunliche Licht des Sonnenuntergangs.

(Bild: Ronny Behnert)

Einerseits strebt er danach, seine Bildideen so gut und präzise wie möglich umzusetzen, um am Ende einer Fototour das beste Bild mit nach Hause nehmen zu können. Andererseits bedeutet Fotografieren für ihn auch Entspannung. Das Festhalten an einem Bild ist für ihn auch ein "Sich-fallen-lassen". Dies führt in vielen Fällen dazu, dass er sich besonders intensiv mit dem Motiv auseinandersetzt und so seine Ideen erfolgreich umsetzen kann.

Entscheidend für die Qualität seiner Bilder ist es, die eigene Technik und Kameraausrüstung zu beherrschen. Behnert arbeitet mit einer hochauflösenden Vollformatkamera, einer Sony Alpha 7R IV, und einer speziellen Filterausrüstung, die von Neutraldichtefiltern (Graufiltern) in verschiedenen Stärken und Ausführungen über verschiedene Verlaufsfilter bis hin zu Polarisations- und Infrarotfiltern reicht. Seine Objektivauswahl hat er inzwischen bewusst eingeschränkt, um Gewicht zu sparen und weniger Entscheidungen treffen zu müssen. So fotografiert er mit einem lichtstarken Weitwinkelzoom von 16 bis 35 Millimeter und einem Standardzoom von 24 bis 105 Millimeter, mit dem er auch ein wenig in den Telebereich gehen kann.

Diese Statue wurde zu Ehren des berühmten buddhistischen Mönchs Kukai errichtet und steht im Hijirisaki-Park in Aichi im Osten Japans. In Kombination mit den Bergen im Hintergrund entsteht eine fast meditative Atmosphäre.

(Bild: Ronny Behnert)

Minimalistische Landschaften auf der einen und Architekturaufnahmen auf der anderen Seite haben Ronny Behnert schon immer fasziniert. Um diese beiden Genres der Fine-Art-Fotografie zu vereinen, hat er einen spannenden Ansatz gewählt, den er wie folgt erläutert: "Ich habe die KI gebeten, sich auf Basis meiner selbst geschossenen Bilder vorzustellen, wie eine einsame, solitär gelegene Insel irgendwo im Ozean aussehen würde, wäre sie von meinen Lieblingsarchitekten entworfen worden." Die Serie nennt er "Iconic Islands".

KI trifft Architektur – die "Iconic Islands" zeigen minimalistische Inseln mit Fantasiebauten im Stil renommierter Architekten, hier von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid.

(Bild: Ronny Behnert)

Er nutzt die künstliche Intelligenz, um seine künstlerische Vision zu erweitern. Für seine "Islands" verwendet er unter anderem Midjourney. Nach vielen Versuchen und Optimierungen spuckte der KI-Bildgenerator Bilder vom Eiffelturm oder vom Londoner "The Shard" auf einer einsamen Insel aus, die er anschließend in Adobe Photoshop verfeinerte.

Behnert betrachtet die Integration von künstlicher Intelligenz in seine Arbeit als wertvolle Ressource, die ihm hilft, effizienter zu arbeiten und die Qualität seiner Bilder zu verbessern. Dennoch betont er, wie bedeutsam der traditionelle Prozess ist: "Erst die handwerklichen Schritte zum Erzeugen eines Fotos von der Bildidee über das Erkunden von unbekannten Orten über das Komponieren und Aufnehmen eines Bildes machen die Fotografie zu dem, was sie ist – Balsam für die Seele!" KI-basierte Bildbearbeitung ist für Behnert legitim, solange sie die Glaubwürdigkeit der Aufnahme im traditionellen Sinne erhält und seine kreativen Visionen unterstützt.

Die Sagrada Familia ist eine der berühmtesten Kirchen der Welt und das Hauptwerk des katalanischen Architekten Antoni Gaudí. Mithilfe eines KI-Bildgenerators versetzt der Fotograf eine Variante der modernistischen Basilika auf eine einsame Steininsel mitten im Meer.

(Bild: Ronny Behnert)

Inspiration findet Behnert bei unterschiedlichen Vorbildern. Dazu gehört der österreichische Fotograf Josef Hoflehner, der für ihn das Genre der minimalistischen Langzeitbelichtungen im Fine-Art-Stil entscheidend geprägt hat. Wichtig sind ihm auch Architekten wie Zaha Hadid und Santiago Calatrava. Diese Einflüsse halfen ihm, einen fotografischen Stil zu kreieren, der sich ständig weiterentwickelt. Er schaut sich auch viele Fotos in den sozialen Medien an, einschließlich seiner eigenen. Das hilft ihm, neue Ideen zu finden und sich kontinuierlich zu verbessern: "Das Schöne an der Fotografie ist, dass es keinen Stillstand gibt. Die eigene Art zu denken, zu sehen und zu visualisieren unterliegt einer ständigen Veränderung und Entwicklung".

Sein Ziel ist es, Spannung und Ambivalenz zu erzeugen, indem er das Surreale mit einer präzisen Komposition verbindet und so die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen lässt. Er möchte den Betrachter zwischen verschiedenen Interpretationen schweben lassen und ihn in seine Bilder hineinziehen. Dafür setzt er Lichtführung, Farbgebung und Bildbearbeitung ein, die die dargestellten Elemente verstärken und seinen Stil so prägen.

Torii sind eigentlich die traditionellen Eingangstore japanischer Shinto-Schreine. Dieses schlichte Tor steht an einem Strand in Japan und ist nur halb so groß wie ein Mensch.

(Bild: Ronny Behnert)

(vat)